
Fachwissen
- Vergleich CRP-senkender Therapien
- Technologie PentraSorb® CRP Adsorber
- Ablauf CRP-Apherese
Fakten
In diesem Abschnitt erhalten Sie umfassende Informationen über:
- Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse
- Vergleich alternativer CRP-senkenden Therapien
- CRP-Apherese als Verfahren
- Sicherheit und Verträglichkeit
Innovativer Ansatz zur gezielten Entzündungsmodulation
Das C-reaktive Protein (CRP) ist mehr als nur ein Marker für Infektion oder Inflammation – es kann als Trigger aktiv zur Gewebeschädigung beitragen. Diese Erkenntnis ist zwar in der Wissenschaft nicht neu, aber im klinischen Alltag noch nicht verankert. Besonders nach Myokardinfarkt, COVID-19-Pneumonien, Schlaganfällen oder bei systemischen Inflammationen verschlechtert ein rascher Anstieg des pathophysiologischen CRP die Prognose.
Die CRP-Apherese mit dem PentraSorb® CRP Adsorber bietet einen neuen therapeutischen Ansatz, um CRP selektiv aus dem Plasma zu entfernen.
Klinische Daten zum Einsatz der CRP-Apherese nach akutem Myokardinfarkt geben Hinweise darauf, dass eine schnelle Reduktion des CRP-Werts zu einer kleineren Infarktnarbe, einer besseren linksventrikulären Ejektionsfraktion und weniger Major adverse cardiac events (MACEs) führen könnte. Fallserien zum Einsatz der CRP-Apherese bei COVID-19-Pneumonien deuten auf eine reduzierte systemische Inflammation und eine geringere Lungenschädigung hin.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse
Der prognostische Wert des C-reaktiven Proteins (CRP) bei der Beurteilung von Krankheitsverläufen ist allgemein bekannt: Je höher und schneller der CRP-Anstieg, desto schlechter die Prognose. C-reaktives Protein (CRP) gilt nicht nur als Entzündungsmarker, sondern zunehmend auch als Mitverursacher von Gewebeschädigungen bei ischämischen Geschehnissen oder systemischen Entzündungsreaktionen. In Studien bei eben solchen Indikationen wird daher ein besonderes Interesse nicht nur auf die unmittelbaren Effekte, sondern darüber hinaus auch auf den Erkrankungsverlauf der ersten 30 Tage oder 12 Monate gelegt.
Erste klinische Daten sind vielversprechend:
In der multizentrischen kontrollierten CAMI-1-Studie (83 STEMI-Patienten) konnte durch CRP-Apherese der CRP-Spiegel um ~60% gesenkt werden, ohne dass schwere Nebenwirkungen auftraten. Patienten, der Interventionsgruppe wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe 27,5% kleinere Infarktnarben und eine bessere linksventrikuläre Funktion auf. Im Verlauf der Beobachtungen erlitt kein Patient einen MAZE.





Vergleich mit alternativen CRP-senkenden Therapien
Es gibt nur wenige Optionen zur gezielten CRP-Senkung – keine reduziert CRP so schnell und effektiv wie die CRP-Apherese. Akute entzündliche Erkrankungen wie Herzinfarkt oder die COVID-19-Pneumonie lassen sich pharmakologisch bislang nicht durch eine direkte CRP-Hemmung beeinflussen. Stattdessen wird die Entzündung indirekt moduliert:
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Entzündungshemmende Medikamente
Systemische Entzündungshemmer: Statine, Colchicin oder Steroide senken CRP moderat, allerdings langsam und unspezifisch. In akuten Situationen wie dem Myokardinfarkt ist dieser Effekt zu träge, um Gewebeschäden zu verhindern.
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Gezielte Immuntherapien
IL-1β-Blockade (Canakinumab, CANTOS-Studie): Reduziert systemische Entzündungen und kardiovaskuläre Ereignisse, senkt CRP, greift jedoch upstream in das Immunsystem ein.
IL-6-Inhibitoren (Tocilizumab): Senken CRP rasch, wurden teils bei akutem Koronarsyndrom untersucht, sind jedoch mit unspezifischer Immunsuppression verbunden.
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Experimentelle Ansätze
Antisense-Oligonukleotide (ISIS-CRPRx): Zeigten eine dosisabhängige CRP-Reduktion, sind aber nicht effektiv genug und klinisch bisher nicht verfügbar.
Small molecular weight Inhibitors zur CRP-Blockade: In präklinischer Forschung erprobt, jedoch ohne zugelassene Therapie.
Inhibition der CRP-Synthese in der Leber: Bisher konnte kein neues Pharmakon identifiziert werden.
Direkte und gezielte CRP-Entfernung
Die CRP-Apherese entfernt CRP selektiv aus dem Plasma. Innerhalb weniger Stunden kann eine Reduktion des CRP-Spiegels um 60% und mehr erreicht werden.
Beispiel Myokardinfarkt: Hier liegen bisher die meisten klinischen Daten vor. Nach der erfolgreichen Eröffnung des betroffenen Gefäßes mittels perkutaner Koronarintervention lässt sich mittels CRP-Apherese die Prognose deutlich verbessern, ohne gravierende Störung der klinischen Abläufe. Sie ergänzt somit den bestehenden Therapiestandard als einzige Möglichkeit zur gezielten CRP-Reduktion.

Technologie des PentraSorb® CRP Adsorbers
Der PentraSorb® CRP Adsorber arbeitet nach dem Prinzip der Affinitätschromatographie. Der Adsorber enthält eine neutral geladene Matrix, die mit einem Phosphocholin-Derivat, dem Liganden von CRP, gekoppelt ist.
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Mechanismus: Beim Durchfluss von humanem Blutplasma heftet sich CRP an den Liganden, während andere Plasma-proteine (z. B. Albumin, Immunglobuline, Gerinnungs-faktoren) nicht beeinflusst werden.
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Selektive Entfernung in der Anwendung: Dies ermöglicht eine gezielte CRP-Senkung, ohne das Immunsystem insgesamt zu beeinträchtigen oder essenzielle Plasmaproteine zu entfernen.

Das Verfahren
Die CRP-Apherese ist ein extrakorporales Verfahren zur selektiven Entfernung von CRP aus dem Blutplasma. Ein Zyklus ist unterteilt in mehrere Schritte:
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Plasmatrennung: Das Blut wird über einen Plasmafilter oder eine Zentrifuge in zelluläre Bestandteile und Plasma getrennt.
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CRP-Entfernung: Das isolierte Plasma fließt durch den PentraSorb® CRP Adsorber, in dem CRP selektiv gebunden wird.
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Rückführung des gereinigten Plasmas: Das CRP-reduzierte Plasma wird mit den Blutzellen wieder zusammengeführt und dem Patienten zurückgegeben.
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Regeneration des Adsorbers: Nach jeder Beladungsphase wird der Adsorber mit einer Spüllösung regeneriert, um die Bindungsstellen für den nächsten Zyklus erneut freizugeben.
Um immer die bestmögliche Abreicherungsleistung zu gewähren, umfasst eine Therapie typischerweise ca. 12 Zyklen mit einer Gesamtplasmaprozessierung von ca. 6.000 mL (1,5-2,5 Plasmavolumen) innerhalb von 4–6 Stunden. Die Antikoagulation erfolgt in der Regel mit Citrat. Der Plasmafluss beträgt bis zu ca. 30 mL/min. Der Gefäßzugang kann peripher veno-venös oder zentral mittels Shaldon oder kombiniert mittels ZVK erfolgen.

Technische Merkmale und Vorteile
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Hohe Selektivität: Der Phosphocholin-Ligand des Adsorbers bindet gezielt CRP, wodurch bis zu 94% des CRP im Plasma unter Laborbedingungen entfernt werden können. Klinisch sind Abreicherungen von ca. 50–70% realistisch, je nach Re-Synthese des CRP während der Behandlung.
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Abreicherungsleistung unter Laborbedingungen: mindestens 300 mg CRP
Sicherheit und Verträglichkeit
Die bisherigen Daten zur CRP-Apherese zeigen eine hohe Sicherheit und gute Verträglichkeit:
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Gut verträglich auch bei mehrfacher Anwendung: Selbst bei intensivmedizinischen oder intubierten Patienten war die Apherese problemlos durchführbar.
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Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen: Bisher wurden keine hämodynamischen Instabilitäten beobachtet.
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Geringe Nebenwirkungen: Vorübergehende Calcium-Mangelerscheinungen durch Citrat oder leichte Blutdruckabfälle durch Volumenverschiebung sind möglich, jedoch klinisch unbedeutend.
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Kein relevanter Verlust essenzieller Plasmaproteine: Gerinnungsfaktoren, Elektrolyte oder Immunglobuline.
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Bei der CRP-Apherese können dieselben Nebenwirkungen auftreten wie bei anderen extrakorporalen Verfahren.
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Zu allergischen und anaphylaktoiden Reaktionen, Wechselwirkungen mit Arzneimitteln oder mit anderen Therapien liegen keine Erkenntnisse vor.
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Bei der Behandlung von Patienten unter Medikation mit ACE-Hemmern sind nach bisherigen Erkenntnissen keine vermehrten Blutdruckabfälle zu erwarten, da die Matrix elektrisch neutral geladen ist.
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Es wurde kein negativer Einfluss der CRP-Reduktion auf das Immunsystem beobachtet.